Der Architekt der Nachkriegs-SPD – Kurt Schumacher vor 125 Jahren geboren

Kurt Schumacher, mit Ferdinand Lassalle, August Bebel, Erich Ollenhauer und Willy Brandt einer der bedeutendsten Parteivorsitzenden der SPD, wäre heuer im Oktober 125 Jahre geworden.

Durch 10 Jahre KZ und Folterungen durch die Nationalsozialisten körperlich versehrt, aber intellektuell ungebrochen, wurde er unmittelbar nach dem Krieg zum Architekten der SPD. Mit seiner Absage an die „roten Faschisten“ Grotewohls und der propagierten Volksfront mit der antidemokratischen Linken bereitete er für die Sozialdemokraten und darüber hinaus für die Bundesrepublik den programmatischen Boden für den Aufbau einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft, wie wir sie heute kennen.

Kurt Schumacher war alles andere als einfacher Charakter, er polarisierte und polemisierte, in legendären Wortgefechten mit Adenauer („Kanzler der Alliierten!“), ebenso wie innerparteilich in der Auseinandersetzung zwischen den „Zentristen“ und den „Föderalisten“. Hierzu schrieb Thomas Horsmann im VORWÄRTS vom 23. Mai 2014:
„Der Parteivorstand in Hannover unter Kurt Schumacher favorisierte einen dezentralisierten Einheitsstaat mit möglichst geringen föderalen Elementen. … Die Pragmatiker in den Ländern sahen das jedoch anders. Sie kämpften, so wie Wilhelm Hoegner aus Bayern, für einen föderalen Staat. Eine vermittelnde Rolle nahm der brillante Carlo Schmid ein, der es innerparteilich und in den Verhandlungen im Parlamentarischen Rat immer wieder schaffte, Gegensätze zu überwinden.“

„Föderalistischer Umtriebe“ also warf Schumacher u.a. auch unserem Vater der Bayrischen Verfassung, Wilhelm Hoegner, vor und wollte ihn sogar aus der SPD werfen lassen. Das Parteiordnungsverfahren lief schon – zum Glück für Bayern führte es aber nicht zur „Exkommunikation“.
„Der schwierige Deutsche“ titulierte ihn Peter Merseburger in seiner Biographie aus dem Jahre 1995. „Als Naziopfer nahm Schumacher sich die Freiheit, für die Rechte der Besiegten einzutreten, als Patriot verfocht er Selbstbestimmung und die Einheit der Nation. Für die Sieger – und nicht nur für sie – wurde er damit zum „schwierigen Deutschen“.

Wir in der SPD müssen ihm trotzdem für sein Wirken und seinen leidenschaftlichen Einsatz dankbar sein und können stolz sein auf sein Erbe!
Zum Jahrestag des 125. Geburtstages hat Meik Woyke, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, im VORWÄRTS vom Oktober 2020 einen sehr lesenswerten Artikel dazu geschrieben: „Kurt Schumacher – engagiert gegen jede Form des Extremismus“.

https://www.vorwaerts.de/artikel/kurt-schumacher-engagiert-gegen-form-extremismus